Edouard Drumm, der Architektur studierte und lange Jahre ein Büro in Frankfurt betrieb, untersucht in seinen Gemälden die Beziehungen, die mit unterschiedlichen Formen und Großen nahezu unendliche Variationsmöglichkeiten bieten. So hat er beispielsweise in einem Großformat einen bildfüllenden tiefblauen Kreis gemalt, in dem sich am Rand ein deutlich kleinerer krapproter Kreis befindet. Linien durchqueren das Bild und schaffen zusätzliche Dynamik. Die Linien führen die Blicke des Betrachters. Kreise und Quadrate begegnen sich auf der Leinwand.
Der sich seit 1992 nur noch der Kunstwidmende Drumm gibt in einigen Arbeiten durch einen besonders pastosen Farbauftrag der Farbe an sich eine besondere Betonung, lässt den Betrachter über die Farbe im speziellen sinnieren.
Eine besondere Serie im Obergeschoss der Galerie, die unter dem Oberbegriff "tektonische Abstraktion" zusammengefasst ist, beschäftigt sich mit dem Sandstein der Region. Der im elsässischen Lembach lebende Künstler ließ sich für diese Serie von den Sandsteinstrukturen und vor allem den Farben inspirieren. Wie auf einem Gemälde von Mondrian hat Drumm die Leinwände für seine tektonischen Abstraktionen in Quadrate und Rechtecke unterteilt, diese aber rein mit erdigen Farbtönen wie eine Sandsteinstruktur eingefärbt. Dazu kommen abgeschrägte Ecken, Quadrate, die sich zu Dreiecken teilen, und Linien, die schräg über das Bild laufen. Amorphe Formen brechen das scheinbar feste geometrische Strukturgeflecht auf.
Eine besondere Dynamik geht von diesen Bildern aus, die mehr darstellen als nur eine Untersuchung zum Sandstein der Region. Und in einem Bild wird die quadratische Struktur wie eine tektonische Platte schräg in andere Strukturen hineingeschoben. Einige Bilder ähneln nicht ohne Grund den Strukturen von Fachwerkhäusern. die gerade im Elsass häufig zu finden sind.
Edouard Drumm hat in Saarbrücken und Berlin Architektur studiert und sich in Berlin auch einige Jahre von Kunstprofessoren ausbilden Iassen. In den 70er Jahren lebte er lange in Algerien. Bis 2009 betrieb er ein Architekturbüro in Frankfurt und bezog 2011 seinen Wohnsitz im Elsass. Hier entwickelte er auch seine Malweise, die er parallel zur Natur neu geschaffen haben will und als tektonische Abstraktion bezeichnet.
Die Rheinpfalz - 16.07.2019